Fensterfalzlüfter für den Feuchteschutz - das sollten Sie wissen

2022-11-07 16:56:40 By : Ms. xie yun

Fensterfalzlüfter sind eine einfache, kostengünstige und architektonisch unauffällige Lösung für die nutzerunabhängige Lüftung zum Feuchteschutz – sowohl im Neubau als auch im Bestand. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen stimmen und die Einsatzgrenzen der Kleingeräte berücksichtigt werden.

Das Bild stammt aus dem Beitrag Simple Hightech-Lösung für komplexe Lüftung »

DIN 1946-6 verlangt für Wohngebäude die Aufstellung eines Lüftungskonzepts und definiert als dessen Grundlage vier unterschiedliche Lüftungsstufen. Die Lüftung zum Feuchteschutz stellt die niedrigste Lüftungsstufe und damit den Mindeststandard dar. Sie muss unabhängig von der Anwesenheit und dem Verhalten der Bewohner gewährleistet sein. Ihr Ziel ist vor allem der Schutz der Bausubstanz vor Feuchteschäden und Schimmelbildung. Die hygienischen und gesundheitlichen Anforderungen an eine dem Menschen zuträgliche Raumluft werden mit dieser Stufe nicht abgedeckt!

Die Lüftung zum Feuchteschutz muss …

Planungsgrundlagen der Lüftung zum Feuchteschutz sind …

Die Lüftung zum Feuchteschutz als niedrigste Stufe des Lüftungskonzepts kann im Grundsatz mit allen gängigen Lüftungsarten verwirklicht werden, sofern diese nutzerunabhängig funktionieren. Möglich sind:

Ausgeschlossen ist lediglich die natürliche Fensterlüftung, weil sie – zumindest bei handbetätigten Fenstern – stets das aktive Zutun der Benutzer und damit ihre Anwesenheit erfordert.

Wenn es allein um die Lüftung zum Feuchteschutz geht, verursachen umfassende Lösungen wie die Schachtlüftung oder gar ventilatorgestützte Lüftungsanlagen einen vergleichsweise hohen Aufwand in Relation zum Nutzen. In diesen Fällen sind Fensterfalzlüfter eine einfache, wirtschaftliche und gestalterisch überzeugende Lösung.

Ziele der Lüftung und Lüftungsarten

Fensterfalzlüfter können im Neubau bereits ab Werk eingebaut sein, aber in den meisten bestehenden Holz- und Kunststofffenstern auch nachgerüstet werden. Dafür ist ein Teil der oberen Fensterfalzdichtung zu entfernen, an deren Stelle dann der Falzlüfter mit seiner mechanischen Regelklappe montiert wird.

Universelle Fensterfalzlüfter erfordern für ihre Montage eventuell Ausfräsungen oder andere Anpassungen am Rahmen. Speziell bei Kunststofffenstern ist es darum günstiger, Falzlüfter zu verwenden, die auf die Profilgeometrie des jeweiligen Fensterherstellers abgestimmt sind.

Ein fachgerecht eingebauter Falzlüfter behindert nicht das Öffnen oder Schließen der Fenster.

Durch das Entfernen eines Abschnittes der oberen Fensterdichtung und die Positionierung des Falzlüfters entsteht ein Schlitz zwischen dem (feststehenden) Blendrahmen und (beweglichen) Öffnungsflügel des geschlossenen Fensters. Durch diesen Schlitz strömt bei vorhandener Winddruckdifferenz ein definierter Luftvolumenstrom in den Raum. Wird die Druckdifferenz bei heftigem Wind oder Sturm zu groß, reduziert die Regelklappe den Zustrom, sodass im Raum nicht der unangenehme Eindruck von kalter Zugluft entsteht.

Da Fensterfalzlüfter mit dem Winddruckgefälle arbeiten, muss der Planer sicherstellen, dass sowohl Einström- als auch Ausströmöffnungen vorhanden sind und zwischen ihnen tatsächlich Druckdifferenzen bestehen. Das funktioniert etwa, wenn die Wohnung Fenster zu verschiedenen Gebäudeseiten hat (Luv und Lee) und die Zimmertüren mit Überströmöffnungen versehen werden. Anderenfalls kann zum Beispiel in den Küchen und/oder Bädern ein Abluftventilator installiert werden, der den Luftwechsel zwischen Außen- und Raumluft sicherstellt. Damit ist dann auch für die richtige Richtung des Lufttransports gesorgt: von den Wohnräumen zu den geruchsanfälligen Bereichen und von dort nach außen. Dienen allein die natürlichen Druckunterschiede Luv und Lee als Antrieb für den Lufttransport muss gewährleistet sein, dass sich die Richtung des Luftstroms nicht umkehrt und für Geruchsbelästigungen in den Wohnräumen sorgt.

Lüftungskonzept und Lüftungsplanung

Fensterfalzlüfter werden teilweise kritisch gesehen, weil sie die Luftdichtheit der Gebäudehülle infrage stellen: Das moderne und mit einigem Aufwand weitgehend luftdicht ausgeführte Fenster wird wieder luftdurchlässig. Sehr plakativ wird manchmal argumentiert, dass man dann ja auch nur die obere Dichtungslippe entfernen und den Aufwand für den Fensterfalzlüfter sparen könnte.

Diese Kritik übersieht jedoch die Funktion der Regelklappe, die den Luftstrom bei einer hohen Winddruckdifferenz unterbindet und damit die Zufuhr kalter Luft sowie unangenehme Zugerscheinungen verhindert.

Deshalb gelten die Öffnungen von Falzlüftern im Blower-Door-Test nicht als Leckagen, sondern als Teil des Lüftungssystems. Während des Tests können sie temporär abgedichtet werden.

Ein wesentlicher Vorteil von Fensterfalzlüftern ist ihre kleine und unauffällige Bauweise, wodurch sie einfach montiert werden können und gestalterisch nicht auffallen. Gerade die kompakte Bauweise im schmalen Fensterfalz reduziert allerdings auch den möglichen Frischluft-Volumenstrom. Der mit einem konkreten Modell realisierbare Luftvolumenstrom hängt von der Druckdifferenz ab und ist den Herstellerunterlagen zu entnehmen.

Die Lüftung zum Feuchteschutz lässt sich bei fachgerechter Auslegung meist erreichen und je nach Situation eventuell auch die reduzierte Lüftung. Für die so genannte Nennlüftung oder gar die Intensivlüftung nach DIN 1946-6 reichen Fensterfalzlüfter jedoch in der Regel nicht aus. Diese Lüftungsarten müssen die Nutzer konventionell über geöffnete Fenster sicherstellen – was nach der Norm aber auch zulässig und ist und so vorgesehen werden kann.

Fensterfalzlüfter gewährleisten die Lüftung zum Feuchteschutz bei Abwesenheit der Bewohner. Sie decken jedoch meist nicht die höheren Lüftungsstufen nach DIN1946-6 ab, die die hygienischen Mindeststandards der Luft bei Anwesenheit der Bewohner sicherstellen sollen. Oder anders formuliert: Handelt es sich allein um eine nutzerunabhängige Lüftung zum Feuchteschutz, dann ist zusätzliches regelmäßiges Öffnen der Fenster durch die Nutzer für die sogenannte Nennlüftung weiterhin erforderlich.

Dieser Zusammenhang muss den künftigen Bewohnern mitgeteilt werden, damit nicht trotz der lüftungstechnischen Vorkehrungen Schäden wie Schimmelbildung in den Räumen auftreten, die Gewährleistungsdiskussionen und Haftungsrisiken nach sich ziehen können.

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