Mies van der Rohe Award 2022 - Ausstellung in Köln

2022-11-07 17:06:48 By : Ms. Kathy Huang

Der »Mies van der Rohe Award« ist der wichtigste europäische Architekturpreis. Die diesjährigen Gewinner sind nun vom 11. Juni bis 13. Juli 2022 in einer Ausstellung im Landeshaus des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in Köln zu sehen – der einzigen Station in Deutschland.

Der »Mies van der Rohe Award« wird alle zwei Jahre verliehen und würdigt herausragende Verdienste in der Architektur innerhalb der Europäischen Union. Ausgezeichnet werden Projekte, deren »innovativer und hervorstechender Charakter« als Orientierung für die Entwicklung zeitgenössischer Architektur dient. Der Nachwuchspreis soll zudem den Berufsstand fördern und junge Architektinnen und Architekten am Beginn ihrer Karriere ermutigen.

Mit dem »Mies van der Rohe Award 2022« zeichnete die Jury das »Town House« der Kingston University in London von Grafton Architects (Dublin) aus: ein Campusgebäude mit offener Struktur und ineinandergreifenden Räumen. Den Nachwuchspreis »Emerging Architecture 2022« erhielt die genossenschaftliche Wohnanlage »La Borda« von Lacol in Barcelona, in der neue Formen des gemeinschaftlichen Wohnens erprobt werden.

Die Preisverleihung fand am 12. Mai im Mies van der Rohe-Pavillon in Barcelona statt.

Gute Architektur auf dem Land gesucht

Insgesamt wurden knapp 532 Projekte nominiert, von denen die hochkarätig besetzte Jury unter dem Vorsitz der mexikanischen Architektin Tatiana Bilbao 40 Bauten für die Shortlist auswählte. Die zwei Gewinner sowie die Finalisten des Hauptpreises und des Nachwuchspreises sowie die Projekte der Shortlist werden mit Texten, Fotos, Videos, Zeichnungen und Modellen in der Ausstellung ausführlich vorgestellt. 

Dabei geht es nicht nur um herausragende Gestaltung, sondern immer auch um zukunftsfähige Konzepte für drängende gesellschaftliche Herausforderungen. »Der derzeitige dringende Paradigmenwechsel in der Architektur«, so Tatiana Bilbao, »bedeutet Gerechtigkeit und Demokratie durch Einbeziehung und Akzeptanz von Vielfalt zu erreichen.«

So finden sich allein neun kollektive Wohnprojekte auf der Shortlist und sechs Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungen, die Arbeiten, Wohnen, Bildung, Kultur oder Sport in einem Gebäudekomplex vereinen. Vier Stadtentwicklungsprojekte beteiligten aktiv Bürgerinnen und Bürger. Deutlich wird: Architektur ist eine soziale und gesellschaftliche Kunst.

Den sieben Finalisten ist gemein, dass sie nicht nur architektonisch herausragende Bauten sind, sondern auch funktional die örtliche Gemeindepolitik fördern. Sie befassen sich mit neuen Modellen der Verwaltung, die auf Gemeinschaft basieren, und zirkulären Wertschöpfungsprozessen. Außerdem konzentrieren sich die Arbeiten auf Städte als produktive und autarke Räume. Alle Projekte teilen einen gut durchdachten Bauprozess und eine sorgfältige Verwendung von Materialien sowie einen umsichtigen Umgang mit Details. Die Finalisten sind somit im besten Sinne eine Würdigung der Alltagsarchitektur.

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Town House – Kingston University in London, England

Das Campusgebäude bietet Räume für kontemplative und performative Bildungsaktivitäten. Mit offener Struktur, einem Labyrinth aus ineinandergreifenden Volumen, vermittelt es dennoch das Gefühl, sich in einer einheitlichen Umgebung zu befinden. Die durchlässig Eingangsfassade zeigt die ineinandergreifenden Räume, die vertikal gestapelt sind. Das Innere wird hauptsächlich durch ein Stützen- und Trägersystem aus Betonfertigteilen bestimmt, das die freiliegenden Rippendecken trägt.

La Borda – Genossenschaftswohnungen in Barcelona, Spanien

Die Genossenschaftssiedlung entstand mit Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer. Es sollte ein nachhaltiges Gebäude entstehen, was sowohl den Bau als auch die Lebensdauer betrifft, in dem neue Formen des gemeinschaftlichen Wohnens erprobt werden können. Das sechsgeschossige La Borda ist derzeit das höchste in Holzbauweise errichtete Gebäude in Spanien.

85 Sozialwohnungen in Cornellà de Llobregat, Spanien

Das Besondere dieser 85 Sozialwohnungen ist die Grundrissstruktur und die standardisierte Konstruktion aus Holz. Pro Etage gibt es 114 Räume von gleicher Größe (13 m²), keine Korridore, um so die Gesamtfläche optimal zu nutzen. Die Serviceräume (Küche, Bad etc.) sind in einem inneren Ring angeordnet, während sich die anderen gleich großen Räume für unterschiedlichste Nutzungen an den Fassaden befinden.

Architektur: Deadline (Britta Jürgens + Matthew Griffin)

Es ist ein Pionierprojekt, das durch partizipative Prozesse entstand und Modellcharakter haben könnte. Deadline adaptierte das Baugruppenmodell, um Arbeitsräume für Kunst, Bildung und Kreativwirtschaft zu schaffen. In Umkehrung typischer Bauträgerprojekte besteht Frizz23 aus drei separaten Gebäuden, die durch schwarz schimmernde Bänder aus verkohltem Lärchenholz zu einem Gebäude zusammengefügt sind. Die Fassaden mit ihren unregelmäßigen Öffnungen spiegeln die komplexe Mischnutzung und die sehr unterschiedlichen Eigentümer. Entstanden ist eine Stadt in der Stadt.

The Railway Farm in Paris, Frankreich

Architektur: Grand Huit und Melanie Drevet Paysagiste

Der »Eisenbahn-Bauernhof« ist eine solidarische Nachbarschaftseinrichtung, die auf städtischer Landwirtschaft basiert und die gesammelten organischen Abfälle gärtnerisch verwertet. Der Hof umfasst 15 Sozialwohnungen, fünf Wohnungen für Studierende, ein Gewächshaus, ein öffentliches Restaurant, eine Pilzzucht und einen Permakulturgarten. Die Struktur des Gebäudes besteht hauptsächlich aus Holz, isoliert durch lokale Strohballen und verkleidet mit preiswertem, unbehandeltem Holz. Auch der Innenausbau erfolgte weitgehend aus recycelten Materialen.

Z33 Haus für zeitgenössische Kunst, Design und Architektur in Hasselt, Belgien

Der neue Museumskomplex besteht aus zwei Gebäuden: dem Museumsbau von 1958 und dem neuen Erweiterungsbau. Dieser schließt die Lücke der heterogenen Bebauung rund um eine Gartenanlage. Wie die anderen Gebäude der Umgebung weist der Bau zur Straße hin eine fast fensterlose Backsteinfassade auf. Zum Garten hat der Neubau eine Reihe von Fenstern. Die Komposition im Inneren ist ein Wechselspiel zwischen Ausstellungsräumen sowie Gärten und bietet viele Ausblicke und Parcours ähnlich einer Stadt. 

Eine Schule aus den 1960er Jahren sollte für die aktuellen pädagogischen Bedürfnissen umgestaltet werden. So wurden insbesondere die Zugänge neugeordnet und vor allem die Außenbereiche in Grünräume verwandelt, die die Schule zur Stadt öffnen.

Ausstellung zu Tatiana Bilbao Estudio

Ein Katalog zur Ausstellung präsentiert die Projekte der Shortlist und ist im Rahmen der Ausstellung im LVR-Landeshaus erhältlich.

Die Ausstellung in Köln ist ein Kooperationsprojekt der Fundació Mies van der Rohe Barcelona und Creative Europe mit dem Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen, dem LVR und der TH Köln.

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